- 14.08.2025 Rückblick Dialogfeld 3Dialogfeld 3Vom ZugZwang und Tricksterparaden
Die dritte Runde des Residenzprogramms Dialogfelder fand ihren Abschluss in einer intensiven Interventionswoche. Seit dem 11. Juli lebten und arbeiteten die Künstler:innen Philipp Kolychev (Prag) und Denise Lee / 李筑 (lǐ zhú) (USA / Hongkong / Taiwan) auf dem Chemnitzer Sonnenberg. Für Philipp Kolychev wurde die Residenz auf dem Sonnenberg zu einem spielerischen Experiment zwischen Schach, Essen und Stadtleben. Mit seiner mobilen Installation „ZugZwang“ verband er Schachbrett, Brotfiguren und Straßenalltag zu einem ungewöhnlichen Erlebnis. Passant:innen konnten gegeneinander spielen – und die geschlagenen Figuren anschließend essen. Aus einem Strategiespiel wurde so ein Moment des Austauschs, eine kleine gemeinsame Mahlzeit und eine freundliche Störung des Alltags.
Philipp stellte dabei Fragen nach Gastfreund:innenschaft, Zugang zu öffentlichem Raum und den kleinen Ritualen im Stadtalltag. Gleichzeitig erinnerte sein Wagen an Straßenverkäufer:innen weltweit – oft unscheinbar, aber zentral für das städtische Leben. Humorvoll und zugänglich regte er dazu an, die eigene Wahrnehmung von Stadt und Gemeinschaft zu hinterfragen.
Auch Denise Lee setzte auf direkte Begegnung. In ihren Maskenbau-Workshops entstanden Trickster-Masken, inspiriert von mythischen Figuren, die für Wandel, List und gesellschaftliche Transformation stehen. Bei der abschließenden Trickster-Parade wurden die Masken durch die Straßen von Chemnitz getragen – ein Fest der Verwandlung, von kollektiver Kreativität, Humor und der Kraft von Geschichten.
Anne Schädlich
From trash to treasure
Im Rahmen des dritten Dialogfelds entwickelte Anne Schädlich ihre künstlerische Praxis weiter und machte sie sichtbar. Für sie stand der kreative Prozess im Vordergrund: Nähend, malend, häkelnd oder bauend verarbeitete sie Impulse aus dem Alltag – ohne fertige Pläne, dafür mit viel Experimentierfreude und Spontanität.
Während ihrer sechs Wochen sammelte Anne Fundstücke und gespendete Kleidungsstücke aus der Nachbar:innenschaft. Aus diesen Textilien entstanden großformatige Teppiche und flächige Arbeiten, die Geschichten der Stadt und ihrer Menschen trugen. Alte Stoffe erhielten neuen Wert, ihre Spuren erzählten von gelebten Leben und wurden in der künstlerischen Arbeit neu sichtbar.
Anne lud die Besucher:innen dazu ein, diese neu entstandenen Oberflächen zu entdecken, sich auf ihre eigene Perspektive einzulassen und Fragen zu stellen: Was macht den Wert von Materialien aus? Welche Geschichten bleiben, welche gehen verloren? Ihre Arbeiten waren sowohl ästhetisch beeindruckend als auch Impulsgeber für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen, Erinnerungen und Begegnungen.