Gunst

Ungleichheit prägt unsere Gesellschaft, in der Nachbarschaft, in Europa, in der Welt. 

Sind Mangel und Überfluss nur eine Frage der Perspektive? Können Privilegien belasten? Geht Kunst ohne Gunst? Wem ist was vergönnt und was können wir uns angesichts der Klimakrise, global und gegenseitig gönnen? 

 

Die Dialogfelder wollen die Ambivalenzen von Privilegien als gesellschaftliche Last und individuellen Luxus untersuchen.

Mit den Erfahrungen und Blickwinkeln aus verschiedenen sozioökonomischen Hintergründen eingeladener Künstler:innen und beteiligten Partner:innen suchen wir Momente, die in Chemnitz Gemeinsinn stiften.

Dafür lädt der Klub Solitaer e.V. je zwei internationale Künstler:innen zeitgleich auf den Chemnitzer Sonnenberg ein. Ihre fünfwöchige Recherche mündet in künstlerischen Interventionen für den öffentlichen oder halböffentlichen Raum.

Chemnitzer Kreative begleiten die Dialogfelder in unterschiedlichen Rollen. Zum Einen bringen sie als Hosts von ausführlichen Welcome Weekends ihr lokales Expert:innenwissen ein und schaffen Anknüpfungspunkte zur Stadtgesellschaft und Akteur:innen vor Ort. Zum Anderen wird neben den Interventionen ein künstlerisches Spin-Off von jungen Chemnitzer Kreativen geschaffen.

  • Shubhangi Singh
    14.03.2025
    Maja Simišić
    27.04.2025
  • Marie Donike und Johannes Specks
    19.05.2025
    Katariin Mudist
    29.06.2025
  • 09.05.2025 Wir stellen vor – Viet Phưong Nguyen
    Dialogfeld 2
    lokales Spin-off

    Viet Phuong Nguyen (TIEV), einerseits Geselle mit einer dreijährigen Ausbildung zum Keramiker und andererseits Teil des autodidaktischen Kunstkollektivs BIKINI KOMMANDO. Diese prägenden Abschnitte seines Lebenslaufes, die sein Auftreten als Kunstkeramiker aus handwerklicher als auch aus künstlerischen Ebene unterstreichen, können in deren Verbindung kaum gegensätzlicher sein.

    TIEVs Arbeiten beinhalten erkennbare handwerkliche Strenge, die zugleich Widerspruch in seinem kindlichen Trotz gegenüber dem veralteten Image der Keramik finden. Der Prozess seiner Anfertigungen ist stets geplant aus Spontanität, dem Experimentieren und Testen neuer und alter Techniken, wie zum Beispiel aus den Bereichen des Backens.

  • 28.04.2025 Valentin Mici
    Dialogfeld 1
    Die Nachbarschaft im Fokus.

    Valentin Mici präsentierte im Rahmen des Projekts eine fotografische Ausstellung unter freiem Himmel, für die er Bewohner:innen des Sonnenbergs in ihrem Alltag porträtiert und dabei persönliche Gespräche über Privilegien, soziale Ungleichheit und Solidarität geführt hat. Fotografierte er eine Person und kam mit ihr ins Gespräch, händigte er direkt eine Einladung zur Ausstellung aus, mit dem Versprechen, den Abzug der analogen Schwarz-Weiß-Aufnahme, das eigene Portrait abholen zu können. Sein Anliegen: die oft unsichtbaren sozialen Dynamiken eines Stadtteils sichtbar machen, in dem unterschiedliche Lebensrealitäten direkt nebeneinander existieren. Der gewählte Ort — ein Spielplatz an der Fürstenstraße — wurde dabei bewusst zum Symbol für Chancengleichheit und die Aushandlung gesellschaftlicher Werte. Die Portraits waren dabei nicht nur Bilder, sondern auch Einladungen zum Dialog und Ausdruck von Wertschätzung. Valentin Micis Arbeitsweise zeigt, wie Kunst zum Werkzeug werden kann, um in den Dialog zu treten und gesellschaftliche Fragen und Annahmen unmittelbar zu verhandeln.

  • 26.04.2025 Rückblick Dialogfeld 1
    Dialogfeld 1
    Günstige Zeiten für Kooperation.

    Wir freuen uns, dass das Finale des ersten Dialogfelds 2025 nochmal groß war! Valentin Mici gestaltete liebevoll und besonders einladend eine Ausstellung im Freien. Shubhangi Singh lud zu Eis, welches nicht nur köstlich war, sondern auch Geschichten erzählte. Maja Simišić krönte den Tag mit einem Auftritt auf dem Theaterplatz, wo sie ein Lied, irgendwo zwischen Love- und Break Up Song, performte. Zeit, kurz zurückzublicken!

    Shubhangi Singh reiste aus Helsinki und Maja Simišić aus Amsterdam an, für eine 6-wöchige Residenz bei uns auf dem Sonnenberg. Der Chemnitzer Fotograf Valentin Mici begleitete die Zeit mit einer lokalen Perspektive. Nach fünf Wochen des Austauschs untereinander, mit Bewohner:innen und Akteur:innen der Stadt, eigenen Recherchen, gemeinsamen Besuchen Öffentlicher Plätze, Ausstellungen, Bars, Clubs, Ateliers, Second-Hand-Shops und Imbissen kam es zum Moment des öffentlich angekündigten Austauschs. Gespräche und Begegnungen mit vielen Chemnitzer:innen gab es schon zuvor, dieses Mal sollten Besucher:innen aber direkt eingeladen sein, die künstlerischen Interventionen zu erleben und Teil davon zu werden. 

    Am ersten Samstag der Interventionswoche (19.April) haben die Residenzkünstler:innen gemeinsam mit interessierten Besucher:innen einen Spaziergang gemacht und Orte gezeigt, die für sie in den Wochen ihrer Residenz wichtig geworden sind. Es waren Plätze, an denen sie sich häufig aufgehalten haben, besondere Begegnungen hatten oder die mit ihren Projekten in Verbindung standen. Vor Ort sprachen sie über ihre Arbeitsprozesse und gaben Einblicke in das, was sie am darauffolgenden Samstag als Intervention im öffentlichen Raum präsentieren würden. Die Künstler:innen führten die Besucher:innengruppe vom Sonnenberg-Netto, über die Sonnenuhr des Sonnenbergs und den Spielplatz des Rüdiger-Alberti-Platzes, bis hin zum Gießer-Eck Imbiss. 

    Am zweiten Samstag der Interventionswoche (26.April) wurden die Künstler:innen mit ihren Aktionen und Performances auf dem Sonnenberg, aber auch darüber hinaus im Stadtraum sichtbar.

    Es waren Tage voller Gespräche, Begegnungen und Impulse. In der Recherche, der co-kreativen Produktionsweise und nichtzuletzt während der öffentlichen Präsentation tauschten die Künstler:innen und Menschen vor Ort persönliche und gleichsam europäische Perspektiven auf unsere Lebensrealität aus und knüpften teilweise intensive Verbindungen. Wir freuen uns über die Offenheit und das Interesse der Besucher:innen und vor allem auch der teilnehmenden Künstler:innen. Wir danken allen Projektbeteiligten Bewohner:innen des Sonnenbergs, den Mitarbeiter:innen des Botanischen Garten Chemnitz, Cassandra Schramm, Jamie Mulcahy und den Radarstudios für den technischen Support, sowie dem Chemnitz Open Space der Kunstsammlungen Chemnitz und einer wundervollen Background Band von der wir gerne noch mehr hören würden.

  • 26.04.2025 Timetable
    Dialogfeld 1

    Ab 14 Uhr
    Valentin Mici | Rüdiger-Alberti-Platz
    Valentin zeigt fotografische Porträts von Sonnenberger Bewohner:innen. Das Projekt öffnet einen Raum für Gespräche über Privilegien, Ausgrenzung und Solidarität.

    15:20 – 15:50 Uhr
    Shubhangi Singh | Station: Lokomov
    Einladung zu Eis am Stiel, hergestellt aus Pflanzen des Botanischen Garten in Chemnitz, über deren koloniale Geschichte Shubhangi erzählen wird.

    16:15 – 16:40 Uhr
    Shubhangi Singh | Station: Open Space
    Hier zeigt Shubhangi eine Videoarbeit, die sich mit Zeit, Erinnerung und Öffentlichkeit auseinandersetzt – inspiriert von den öffentlichen Uhren in der Stadt.

    17:00 – 17:30 Uhr
    Maja Simišić | Station: Theaterplatz
    Performance einer „Liebes-/Trennungslied“-Ballade an Deutschland. In ihrem autobiografischen Musikstück reflektiert Maja – begleitet von Live-Musik – ihre zwiegespaltene Beziehung zum Land.

  • 11.04.2025 Update: Residency in progress
    Dialogfeld 1
    Einblick in die Fortschritte der Künstler:innen.

    Seit ihrer Ankunft in Chemnitz haben sich Shubhangi Singh und Maja Simišić intensiv mit der Stadt und ihren Bewohner:innen vernetzt. Der Raum, die Zeit und das, was dazwischen passiert, sind für sie der Ausgangspunkt für neue Entdeckungen und künstlerische Überlegungen.

    Shubhangi Singh hat ihre Praxis des Verweilens und Notizenmachens in öffentlichen Räumen fortgesetzt und stieß dabei auf die rotierenden Uhren im Stadtzentrum von Chemnitz. Diese Uhren sind eigentlich keine funktionalen Zeitmesser mehr, sondern werden als Werbeträger genutzt. Zuletzt bleiben sie dabei aber oft leer. Ein Quader mit Flächen für große Plakate unter den Uhren dreht sich langsam im Gegenuhrzeigersinn, was sie für Shubhangi Singh zu einem Symbol für die Verschiebung und Neuinterpretation von öffentlicher Zeit und Raum macht. Ihre Überlegungen kreisen um die politische Dimension von öffentlichen Uhren, die für sie seit jeher Machtstrukturen widerspiegeln – sei es durch die Kirche oder die Wissenschaft, die die Zeit bestimmten. Diese Uhren sind für sie nicht nur Relikte der Vergangenheit, sondern auch eine Form der Kontrolle, die einen Raum schaffen, der öffentlich und doch kontrolliert ist.

    Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Shubhangi Singh mit den Verbindungen zwischen (kolonialer) Botanik und Wissenschaften sowie deren Beziehung zur heutigen Kriegsproduktion. Dafür hat sie sich auch mit dem Botanischen Garten in Chemnitz vernetzt. Ihr Interesse gilt der Untersuchung von Duplikaten innerhalb von Pflanzenproben sowie der Fälschung und Fabrikation in kolonialen Wissenschaften. Dabei fragt sie sich, welche Merkmale eine Probe zu einem Duplikat machen und was ein „Original“ in der Botanik ausmacht. Dieses Wissen könnte vielleicht auch neue Perspektiven auf die Logik von Menschen und Staatsangehörigkeiten eröffnen.

    Für Maja Simišić ist es vor allem der Leerstand in der Stadt, den sie in ihren Gedanken immer wieder aufgreift. In Chemnitz gibt es zahlreiche leerstehende Gebäude, was in Großstädten oft weniger der Fall ist. In den Metropolen sind Atelierräume  kaum bezahlbar und Raum für Kunstprojekte oder Wohnungen ist schwer zu finden. Leerstand ist für Maja Simišić nicht nur ein Zeichen von Verfall, sondern auch von Möglichkeiten. Obwohl er für Chemnitz negative Aspekte hat, weil er zeigt, dass es an Menschen fehlt, die diese Räume beleben, gibt es auch Hoffnung, dass noch nicht alles voll ist – was Raum für Ideen und kreative Projekte lässt.

    Die Interventionen der Künstlerinnen, die sie ab dem 19. April präsentieren, setzen sich mit diesen Themen auseinander und laden dazu ein, den öffentlichen Raum zu hinterfragen und neu zu gestalten. Es geht nicht um endgültige Antworten, sondern um eine fragende Auseinandersetzung.

    Die Interventionen werden begleitet von Valentin Mici, der nun seit über 10 Jahren in Chemnitz lebt und seine eigene Perspektive auf die Stadt und das Projekt einbringt. Valentin ist dabei Portraits von Menschen auf dem Sonnenberg zu machen, die dann entwickelt und Teil einer kleinen Ausstellung im öffentlichen Raum sowie einem gemeinsam Gespräch in der Nachbarschaft werden sollen. 

    Seid dabei und lasst euch einladen, am 19. April um 16 Uhr im Lokomov (Sonnenberg) dabei zu sein. Wir freuen uns auf euch.

    Bleibt dran für mehr Eindrücke aus dem fortlaufenden Prozess!

  • 17.03.2025 Welcome Weekend mit Dauntenrum
    Dialogfeld 1
    Los geht's, erkunden wir Chemnitz!

    Die Chemnitzer Künstler*in und Aktivist*in Jamie Mulcahy vom Kollektiv out of order begrüßte die Gäste im  Lokomov. Von dort ging es zum Chemnitz open space der Kunstsammlungen Chemnitz, wo die Chemnitz-Stadtkarte des Bordsteinlobby e.V. vorgestellt wurde. Mit einem Besuch des tschechischen Pubs u brambory, einem Stopp beim Karaoke im Weltecho und Tanz  im Transit endete der erste intensive Tag mit vielen Impressionen und Kontakten zur Chemnitzer Kreativszene.

    Der Sonnabend begann mit einem Morgenspaziergang durch den Zeisigwald, Valentin Mici lud zum Kaffee in seine Sonnenberger Altbauküche, bevor es bei einem ausgedehnten Spaziergang die City und der Sonnenberg erkundet wurde. In Jamies Atelier auf dem Sonnenberg klang der Abend aus.

    Am Sonntag endete das Programm mit einem weiteren ausführlichen Stadtspaziergang durch die City vorbei an Sehenswürdigkeiten und gleichsam mit einem kritischen Blick des Musikers und Engagierten Niclas vom Bordsteinlobby e.V.

  • 12.03.2025 Wir starten!
    Dialogfeld 1
    Shubhangi Singh und Maja Simišić eingetroffen.

    Am 14. März treffen die Künstlerinnen Shubhangi Singh und Maja Simišić aus Finnland und den Niederlanden ein. Sie werden in den kommenden 6 Wochen die Stadt Chemnitz erkunden und ab dem 19.04. für eine Woche mit künstlerischen Interventionen auf den Sonnenberg einladen. Die Interventionen werden von einem künstlerischen Spin-off des Chemnitzer Künstlers Valentin Mici begleitet.

    Den Auftakt markiert ein intensives Willkommenswochenden vom 14. bis 16. März. Mit Unterstützung von Jamie Mulcahy (out of order) gibt es Stadtführungen, Gespräche und erste Begegnungen. Valentin Mici begleitet dmit einem künstlerischen Spin-off.

    Shubhangi Singh plant ihre Arbeit Noticing and Note-Taking fortzusetzen, in der urbane Räume als Begegnungsorte untersucht und deren soziale Dynamiken durch Anekdoten, Zeichnungen und Fotografien festgehalten werden. Maja Simišić nutzt ihre multimediale Praxis, um gesellschaftliche Erwartungshaltungen herauszufordern und neue Erzählweisen zu entwickeln.

    Bleibt auf dem Laufenden und folgt uns für Eindrücke aus dem Prozess.

    Unterstützt durch die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH. Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Freistaates Sachsen und der Stadt Chemnitz, sowie mit Mitteln des Finnland-Instituts und der Botschaft des Königreichs der Niederlande.

  • 19.02.2025 Wir stellen vor – Valentin Mici
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    lokales Spin-off

    Mein Name ist Valentin Mici. Geboren in Rumänien, aufgewachsen in Gelenau und seit 2014 lebe ich in Chemnitz, das mittlerweile zu meiner Heimat geworden ist. Seit fünf Jahren widme ich mich intensiv der Schwarz-Weiß-Fotografie und dem Entwicklungsprozess im Fotolabor.

    Ich habe mich bewusst gegen die Auftragsfotografie entschieden, weil ich meine Arbeit lieber frei und unabhängig gestalten möchte – in jeder Hinsicht. Die Fotografie als Ausdrucksmittel zu entdecken, erfüllt mich mit Begeisterung, da sie mir die Möglichkeit gibt, mein Werk auf zwei verschiedene Weisen zu beeinflussen. Nicht nur im Moment, in dem ich den Auslöser betätige, sondern auch im Fotolabor, wo ich die Freiheit habe, meine Vorstellungen weiter zu verfeinern und zu realisieren, bis das Ergebnis meinen Vorstellungen entspricht.

    Ich befinde mich in einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen den lebendigen, organischen Momenten von Menschen und den grafischen Elementen wie Struktur und Kontrast. Diese beiden Welten – das Menschliche und das Grafische – vereinen sich in meiner Arbeit und verleihen ihr eine besondere Dynamik, die sowohl Natürlichkeit als auch klare Struktur widerspiegelt.